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Mirjana Pavlic beim Fliegenfischen in Slowenien

FLIEGENFISCHEN IN SLOWENIEN - EIN BERICHT VON HENRY GRÄSKE UND SEINEN FREUNDEN

Strahlend blauer Himmel, eine atemberaubend schöne Landschaft mit schneebedeckten Gletschern in der Kulisse bei herrlichem Sonnenschein. Du stehst bis zu den Knien in glasklarem Wasser und beobachtest gespannt dieleicht gekräuselte Oberfläche. Da – ein kleiner, unscheinbarer Ring läßt Deine Fliege urplötzlich verschwinden. Nichtahnend hebst Du kurz die Rute um den vermeintlichen Winzling am Ende Deines Vorfachs zu begutachten. Und dann explodiert förmlich das Wasser und eine Riesenforelle steht für einen Sekundenbruchteil frei in der Luft! Nach schier nie enden wollenden Fluchten in den tiefen Pool und 10 Minuten Kampf an der 6-er Rute liegt sie in Deinem Kescher – die 7-pfündige Bachforelle. Stolz präsentierst Du sie zwei einheimischen Fliegenfischern, die anerkennend nicken, aber meinen, daß dieser Fisch für diesen Gewässerabschnitt nicht unbedingt etwas Besonderes wäre.

Aha – das also bedeutet Fliegenfischen in der Savinja in Mirjana’s Flyfishing Lodge?!

Aber jetzt mal der Reihe nach… Wir – das sind Rolf, Micha, Udo und Henry – meine Wenigkeit- haben Eines gemeinsam: Wir kommen viel rum in der Weltgeschichte, hätten viele Gelegenheiten haben aber viel zu wenig Zeit für die Angelei. Deshalb treffen wir uns sporadisch alle paar Jahre mal in irgendeinem Land und buchen uns dort in einem Hotel für ein paar Tage ein. Schön mit allem „Komfort und zurück“, wenn man schon wenig Zeit hat. Ist doch eigentlich ganz prima so, dachten wir. Zumindest bis vor diesem Angeltrip. Bei einer Shopping Tour letzten Sommer im Flyfishing Katalog hab ich mir dann das Angebot mit Mirjana’s Lodge mal näher angesehen und dachte mir: Warum nicht mal eine Tour im Stile der „City Slickers“ ?Wer den Film kennt weiß, was ich meine.

Also kurzerhand mal eine Woche gebucht und den Termin mit den Freunden abgestimmt ohne besondere weitere Informationen an die Jungs. Man kennt und vertraut sich ja schließlich. Im Mai dann Treffen an einem Mittwoch in Klagenfurt und ab mit dem Leihwagen Richtung Lodge. Gebucht hatten wir zwar von Sonntag bis Sonntag, Zeit hatten wir uns allerdings wegen Termindruck nur 4 Tage genommen. Das sollten wir noch bereuen. Angegebene Fahrtzeit von Mirjana: ca. 2 Stunden für knapp 70 km. Zum Totlachen – Kerle wie wir schaffen das in 40 Minuten. Sollte nicht das letzte Mal sein, dass wir uns geirrt haben. 40 Minuten reichen völlig für die ersten 40 Kilometer.

Aber das war’s dann auch. In lockerer Sommerkleidung kriegen wir auf dem Sattel des Gebirgszuges, den wir überqueren müssen, erst mal eine plötzliche und unerwartete Erfrischung. Keinen kalten Drink, sondern einen Schneesturm , in dem man die Hand nicht vor Augen sieht. Also wie auf Eiern runter bei bis zu 14 Grad Gefälle und geschlossener Schneedecke mit Sommerreifen. Na, wer sagt’s denn: gut 50 Minuten für 12 Kilometer. Die Rechnung scheint doch aufzugehen. Unterhalb der Schneefallgrenze kommen wir noch voll konzentriert auf unser mögliches kollektives Ende völlig platt auf einem Rastplatz an und riskieren mal einen ersten Blick ins Tal. Und was wir da sehen, verschlägt uns schlichtweg die Sprache: Ein Blick in ein Shangri La aus grünen Tälern und gletscherbedeckten Bergen – wir sind einfach nur platt. Und so etwas gibt’s bei uns in Europa? Da haben wir wohl bisher Einiges verpaßt, denke ich für mich.

Auf den restlichen Kilometern unserer Fahrt durch wahre Bilderbuchdörfchen müssen wir trotz Navi ein paarmal mal nach dem Weg fragen und sind uns sofort einig: Wer ins Land des Lächelns will, muß nicht nach China, der sollte nach Slowenien fahren zu den Menschen der Herzlichkeit und Freundlichkeit. Die Lodge ist der Hammer. Wie ein Puppenhaus liegt sie mitten im Wald an einem Hang, rechts und links von einem Bach gesäumt. Grinsend sage ich zu meinen Freunden nebenbei beim Aussteigen: „Das isses!“Und die stehen mit offenem Mund da, gucken sich gegenseitig an und sagen wie im Chor: „Abgefahren! Der absolute Knaller!“ „Endlich mal was Vernünftiges, wo man so sein kann, wie man wirklich ist“, meint Rolf, der schon mehr in seinem Leben gesehen hat, als wir alle zusammen. Na, da bin ich ja zufrieden, daß es gefällt.

Drinnen erwartet uns der behagliche Geruch eines gemütlichen Holzfeuers und Mina mit einem Begrüßungsschnaps. Mina ist die gute Seele der Lodge. Eine klasse Frau, die sich einfach um alles kümmert. Sie wohnt nur ein paar Meter entfernt und gibt auch die Angelkarten aus. Und sie ist ein Phänomen: versteht kein Wort einer anderen Sprache, kapiert aber alles was man will und ist nur am Strahlen, wenn sie dich sieht. Wir lassen uns von Mina gleich mal die Karten für 4 Tage für die 3 Reviere ausstellen und können es schon wieder kaum fassen: Tatsächlich über 30 Kilometer Fluß zum Fischen. Das gibt’s doch gar nicht. Bestimmt ein Fehler. Ist aber so.
Ans Wasser soll es erst am nächsten Morgen gehen. Zeit für einen ersten Erkundungsausflug entlang des Reviers bleibt aber noch. Also wieder rein ins Auto und los – immer am Fluß lang. Was jetzt kommt, kann nur verstehen, der dabei ist: Da hocken 4 Kerle in einem Auto. Einem stinkt’s, daß er fahren muß und nicht gucken kann. Drei drücken sich an der Scheibe die Nase platt und zeigen wild mit den Armen durcheinander rudernd pausenlos auf lückenlos aufeinanderfolgende Hotspots, von denen einer schöner ist als der andere. Für einen Beobachter muß das wohl so aussehen, als ob ein Fahrer und drei Touristen unter Dope in einem fahrenden Auto eine wilde Party feiern. Was folgt, ist eine vor Aufregung fast schlaflose Nacht in der Loge.

Am nächsten Morgen: ANGRIFF! Wir checken zunächst mal Revier eins. Da soll es tolle Äschen geben. Gerade als wir auspacken wollen, kommen uns zwei slowenische Angler entgegen, die Englisch sprechen. Die erklären uns, daß sie auf dem Weg ins Revier 2/3 sind. Das ist die Kapitalen-Strecke wo es die Dicken gibt. Und die wollen wir auch. Also nix wie hinterher in die gleiche Richtung. Und schon auf dem Hinweg wird uns langsam klar: An diesem Fluß kannst du locker 3 Monate jeden Tag an mehreren Plätzen angeln ohne jemals einen Platz 2-mal zu befischen. Und wir haben uns nicht mal die Zeit geplant, die ganze gebuchte Woche zu angeln. Wie bereits gesagt: das sollten wir noch bereuen.

Jetzt mal zum Angeln! Kennst Du das Gefühl, das man hat, wenn man mit einem Riesenkohldampf eine bebilderte Speisekarte bekommt, in der ein Gericht besser aussieht als das andere und Du Dich dann nicht entscheiden kann? Genau so wird es Dir hier ergehen bei der Auswahl Deines ersten Angelplatzes. Aber nur solange, bis Du erst mal die Schnur auf dem Wasser ablegst. Hier spielt es keine Rolle, ob Du als Frühaufsteher oder erst nach dem Frühstück oder erst am Abend ans Wasser kommst. Du wirst es förmlich spüren: Der Fisch ist da! Du suchst Dir eine gute Stelle für den Einstieg und sofort sagt Dir Dein durch Erfahrung geschultes Auge, das hier ein Fisch steht. Und schon nach den ersten 3 bis 4 Würfen wirst Du merken, daß man dieses geübte Auge hier gar nicht braucht. Denn der Fisch ist praktisch überall und macht sich durch zarte Ringe bemerkbar! Selbst für meinen Freund Micha, der nun wirklich keine langjährige Erfahrung hat und an anderen Gewässern mit uns oft leerausgegangen ist war das fast wie Weihnachten.
Egal, ob trocken oder Nymphe – die Fische sind nicht besonders wählerisch heute und schon nach dem zweiten Wurf zeigt sich Dir eine Rotgetupfte von ihrer schönsten Seite. Immerhin 28 cm – nicht mal schlecht für den Anfang. So geht das dann die nächsten 2 Stunden. Mindestens alle 10 Minuten ein Fisch, einer schöner als der andere. Du steigst zur Abwechslung mal um auf Nymphe und es dauert noch keine 5 Minuten und Du hast die erste Äsche am Haken. 37 cm! Ganz gut sollte man meinen. Aber die Tatsache, daß das Schonmaß bei 50 cm liegt läßt viel Raum für Phantasie. Dein Blick durch die Polbrille in den Uferbereich des kristallklaren Wassers läßt Dir plötzlich klar werden, weshalb es hier so viele und große Fische gibt. Der Boden und die Steine sind übersät von Köcherfliegenlarve, Steinfliegen, Mühlkoppen und allerlei Wassergetier, das die Fische zu solchen Prachtexemplaren abwachsen läßt. Und noch während Du Deine Nymphe weitertreiben läßt und einen Blick auf die sagenhafte Kulisse des Flusses und die einzigartige Landschaft riskierst, gibt es schon wieder einen deutlichen Ruck in der Rutenspitze. DAS ist Fliegenfischen in der Savinja!

Dann die Überraschung: Schon am Abend des ersten Tages meldet sich Mirjana Pavlic telefonisch bei Dir, um auch sicher zu sein, das alles zum Besten steht, und das Du und Deine Begleiter sich wohlfühlen. Du erzählst ihr, wie Eurer erster Tag war und sie gibt Dir auch gleich Tipps, wie und womit Dein nächster Tag noch besser werden kann und wird. Und einer dieser Tipps ist ein bestimmter Abschnitt im Revier Drei.

Was Du dort erleben wirst, wird Deine Erwartungen weit übertreffen und Dich garantiert sprachlos machen. Schon bei der Ankunft wirst Du sehen, daß dieser Flußabschnitt etwas ganz Besonderes ist. Schnelles Wasser und tiefe Züge bestimmen diesen Bereich. Du suchst Dir einen sicheren Stand und fischst mit schwerer Nymphe den ersten Zug ab. BISS! Das gibt’s doch nicht! Schon der erste Fisch eine 45-er Regenbogen. Mit Sicherheit also nicht der schlechteste Tipp von Mirjana! Beim Abhaken richten sich Deine Augen zwangläufig in das Wasser und Du siehst, daß aus dem einen Ast knapp 2 Meter vor Deinen Füssen in etwa 1 Meter Tiefe plötzlich zwei geworden sind. Und plötzlich wird Dir klar: Da stehen zwei wahre Monsterforellen direkt vor Dir.
Jetzt bist Du erst mal sensibilisiert und suchst systematisch den Gewässergrund ab und auf einmal fällt der Groschen: Der Fluß wimmelt hier nur so von Fischen, die schwarmweise in den Zügen und Pools stehen. Flankiert von wahren Riesen mit bis zu 80 cm! Hier kannst Du meine 7-Pfünder locker übertreffen. DAS ist Fliegenfischen vom Feinsten in der Savinja in Mirjana’s Flyfishing Lodge!

Wiederum erhältst Du am Abend einen Anruf von Mirjana Pavlic und wieder gibt’s einen weiteren Tipp, der Dich am nächsten Tag in den frühen Abendstunden etwas stromauf führt an einen Pool, wie ihn wohl die wenigsten Fliegenfischer bisher erleben durften und an dem zu dieser Zeit ein wahrer Freßrausch der Fische einsetzt. Über 70 Fische in knapp 2 Stunden werden auch Dich überzeugen, sich für die richtige Location entschieden zu haben.
Anglerlatein? Nicht nötig! Fahr einfach mal hin und überzeuge Dich selbst. Mirjana wird auch Dir die richtigen Tipps vor Ort geben. Ich jedenfalls habe für das nächste Jahr bereits wieder gebucht!

Petri Heil wünscht Dir Henry nach seiner ersten Savinja Erfahrung. Wir werden diese Lokation auch nächstes Jahr wieder gemeinsam besuchen und die volle Zeit auch genießen. Denn hier haben wir verstanden, daß Fliegenfischen nicht einfach eine Passion ist. Fliegenfischen bedeutet Lebensfreude und Lebensqualität in reinster Form. Und nirgends spürt man dies plötzlich so wie hier. Danke an Dich liebe Mirjana für die unvergeßlichen Stunden.

Im Mai 2012
Rolf, Micha, Udo und Henry